Ein Weinfest in Alfdorf. Es ist spät geworden. Und jetzt noch nach Hause laufen… Ganz praktisch, wenn da dann noch eine Kutsche in der Nähe ist, die man sich mal… ausleihen kann – immerhin ist ja eine Schwangere dabei, die nicht so weit laufen kann. Ungeschickt nur, wenn man einen Betrunkenen ans Steuer lässt und die geplante Heimreise eine unglückliche Wendung nimmt. Das ist alles, was die Sanitäter der Malteser und die Freiwilligen der Rettungshundestaffel wissen, als sie nach dem Alarm um 9.15 Uhr mit ihren Fahrzeugen in Alfdorf beim Feuerwehrhaus Hintersteinenberg eintreffen. Die Gruppe ist mit der Kutsche verunglückt und man kennt die Anzahl der Verletzten nicht – zum Glück ist das nur eine Übung, die am Sonntag, 29. September stattfindet. Zum ersten Mal arbeiten die Malteser mit dem Bundesverband Rettungshunde Rems-Murr e.V. zusammen und auch die Freiwillige Feuerwehr Alfdorf Abteilung Vordersteinenberg ist dabei.
Der Einsatzleiter der Malteser, Kevin Gauger, teilt sechs der zehn Einsatz- und Rettungssanitäter je einem Team der Rettungshundestaffel zu, vier weitere besetzen die beiden Krankentransportwagen. Dann heißt es noch warten, bis die Karten vorbereitet sind, damit sich jedes Team zurechtfinden kann und es geht los. Mit drei Frauen der Rettungshundestaffel und einem Rettungshund geht es in das uns zugeteilte Gebiet. Während die eine Hälfte durch den Wald streift, laufen wir oberhalb am Weg entlang. Schon nach kurzer Zeit hören wir das laute, aufgeregte Bellen und finden schnell den Patienten. Es handelt sich um einen Waldarbeiter, der nicht zu den Betroffenen des Kutschunfalls gehört, sondern Glück im Unglück hat. Beim Fällen eines Baumes hat er sich die Hand amputiert. Eine Frau der Rettungshundestaffel geht der Rettungssanitäterin Sarah Hofer zur Hand, welche ihr sagt, was sie machen kann. Der Rest versucht, den Einsatzleiter zu kontaktieren, um einen Transport für den Patienten zu organisieren, was mit dem Funkgerät aufgrund von schlechtem Empfang schon mal nicht klappt. Mit dem Handy ist sich aber schnell geholfen und Verstärkung kommt – jedoch erst in zwanzig Minuten, da die Schwangere gefunden wurde und das Baby und eine weitere Person reanimiert werden müssen.
Somit ist der Patient erst Mal auf die Versorgung der Anwesenden angewiesen. Das ist aber kein Problem, da sie den Mann sicher versorgen. Am linken Arm wird ein Druckverband angelegt, dass nicht noch mehr Blut aus dem Körper ausdringen kann. Kurzzeitig wird der Patient auch noch bewusstlos und muss in die stabile Seitenlage gebracht werden. Dann noch der Bodycheck, um sicherzustellen, dass es keine weiteren Verletzungen gibt und das Warten auf Verstärkung beginnt. Durch den Wald hört man auch die anderen Teams mit ihren Hunden, die bei den gefundenen Opfern bellen.
Als endlich der Notarzt eintrifft wird der Patient auf einer Trage oben an den Waldweg getragen und zum „Krankenhaus“ – unserem Treffpunkt am Sportplatz – gefahren. Für uns ist die Übung aber noch nicht vorbei. Es geht mit einem anderen Hund noch in ein zweites Waldgebiet. Dort dauert die Suche etwas länger, da wir einen rutschigen Hang hochklettern müssen, doch auch hier finden wir den Verletzten. Eine Frau hatte einen epileptischen Anfall und lag auf dem Boden. Sie fühlte sich jedoch schon wieder gut und wir konnten nach einem kurzen Bodycheck zusammen zum Treffpunkt laufen.
Letztendlich fanden die Teams alle 12 Verunfallten. Darunter befinden sich unter anderem ein Patient mit offenem Bruch, eine Person unter Schock, eine Schnitt- und eine Kopfverletzung. Am Ende grillen alle noch gemeinsam beim Feuerwehrhaus. Die Patienten können sich hier wieder aufwärmen, da sie teilweise mehrere Stunden im Wald gelegen sind und schon früh zum Schminken und Vorbereiten kommen mussten.
Ein Bericht von Luca Hummel